Der Topf mit Öl steht am Herd, du telefonierst oder dein Kind hat dringend nach dir gerufen … Wenig später kommst du zurück und der Topf brennt! Eine schreckliche Vorstellung. Was tust du – wie kriegst du das in den Griff?
SCHON GEWUSST…,dass man einen Fettbrand niemals (!) mit Wasser löschen darf?
Tatort Küche
Du stehst in der Küche, wirst kurz abgelenkt und vergisst auf den Topf am Herd, in dem sich schon Öl befindet. Ein kleiner Moment der Unachtsamkeit reicht oft schon aus und das Fett beginnt zu rauchen. Eine alltägliche und harmlose Küchensituation, wie sie jeder kennt. Du ziehst den Topf vom Herd und alles ist wieder in Ordnung. Im umgekehrten Fall steigt die Fett-Temperatur immer weiter an und es dauert nicht mehr lange, bis ein Brand entfacht wird.
Überhitztes Fett am Herd wird zur Gefahr
Es beginnt mit starkem Qualm – das Fett beginnt zu sieden. Zu diesem Zeitpunkt ist der Flammpunkt zwar nicht erreicht und es besteht noch keine direkte Brandgefahr. In diesem Fall Topf oder Pfanne sofort von der Herdplatte nehmen und passenden Deckel aufsetzen – damit wird die Sauerstoff-Zufuhr unterbrochen. „Nicht zu vergessen ist aber, dass siedendes Fett schlimme Hautverletzungen hervorrufen kann, wenn man damit in Kontakt kommt,“ warnt Rüdiger Kopeinig, Experte bei Fire-Protect. Wird allerdings weiterhin Energie zugeführt, also der Topf bleibt am Herd, erhitzt sich das Fett weiter und entzündet sich selbstständig. Fettbrände entstehen nicht nur in Gefäßen, in denen Fett erhitzt wird. Auch Fettfilter und Dunstabzugshauben sind Gefahrenquellen, da sich hier feinste Fettpartikel auf einer großen Oberfläche niederschlagen, die sich dann mit dem vorhandenen Luftsauerstoff selbst entzünden können.
Hilfe, der Topf brennt
Sofort das Kochgefäß von der Feuerstelle nehmen und den passenden Deckel drauf geben. Auf die Hände achten! Idealerweise ist ein Grillhandschuh oder Ähnliches griffbereit. Wird der Deckel zu früh wieder entfernt, kann das Fett neuerlich aufflammen. Kopeinig weist auf die Tücke bei der Sache hin: „Es kann einige Zeit dauern, bis es erneut zu brennen beginnt. Sicherheitshalber den Deckel einige Minuten auf dem Topf lassen.“ Wer jetzt meint: ‚Dann stelle ich den Topf auf den Balkon oder ins Stiegenhaus‘, sollte diesen Gedanken sofort wieder verwerfen. Was glaubst du, wie übel es ausgehen kann, wenn du stolperst und das heiße Fett über deine Arme oder Hände schüttest. Oder womöglich über dein Kind, das du in der Hektik übersehen hast!
Fett kann „explodieren“
Der schlimmste Fehler, den du machen kannst, ist: Mit Wasser löschen! Egal, wie klein die Flamme ist. Warum? Warum das so ist, erklärt Fachmann Rüdiger Kopeinig im Detail:
- Beim Eindringen des Wassers in tiefere Schichten von brennendem Fett oder Öl kommt es zu einer schlagartigen Verdampfung des Wassers. Aus einem Liter Wasser werden plötzlich gigantische 1.700 Liter Wasserdampf.
- Das hat zur Folge, dass das brennende, flüssige Fett eruptionsartig aus dem Behälter herausgeschleudert wird.
- Dieses Verhältnis zwischen Fettteilchen und Luft ist ein „günstiges“ Mischungsverhältnis zwischen brennbarem Stoff und Sauerstoff. Diese Kombination führt zur explosionsartigen Verbrennung und einer extremen Drucksteigerung.
- Von der Küche mal abgesehen, die meist komplett zerstört wird, können solche Fettexplosionen für dich und alle, die sich in unmittelbarer Nähe befinden, tödlich enden!
Wie lösche ich richtig?
Bei Fettbränden immer einen passenden Deckel oder anderen Gegenstand verwenden, um das Feuer damit zu ersticken. „Passt auf, dass der Deckel nicht zu klein ist – sonst wird immer noch Sauerstoff zugeführt und der Brand kommt nicht zum Stillstand,“ ermahnt der Experte der FP Fire-Protect GmbH. Den Deckel unbedingt lange genug drauflassen, um zu verhindern, dass das Fett erneut aufflammt. Tipp: Topf oder Pfanne zusätzlich mit einem nassen Handtuch abdecken. Wer einen Fettbrandlöscher besitzt, sollte ihn nun zum Einsatz bringen. Eine Löschdecke ist weiters eine sinnvolle Option. Wenn es dennoch weiterbrennt: Alle Fenster und Türen schließen und die Feuerwehr verständigen.
Richtiger Umgang mit der Löschdecke
Eine Löschdecke aus unbrennbarem Material erstickt den Brand und hinterlässt keine Rückstände durch Löschmittel. Man legt die Löschdecke im Brandfall über den Topf und nimmt ihm somit den Sauerstoff. Das Feuer erstickt. Worauf ist zu achten:
- Die Löschdecke an den Bändern aus der Verpackung ziehen, ausbreiten,
Ecken um die Hände eindrehen - Die Decke zum Schutz des Kopfes und des Oberkörpers mit ausgestreckten
Armen vor sich halten und auf den Brandherd zugehen - Die Decke zügig über das Feuer legen … nicht werfen
- Darauf achten, dass die Decke rundherum gut abschließt
- Sofort Herd oder Fritteuse abschalten
- Decke einige Zeit liegen lassen, bis sie abgekühlt ist – sonst droht
ein nochmaliges Aufflammen
„Normale Feuerlöscher“ sind ungeeignet
Keinesfalls darf ein Wasser- oder Schaumfeuerlöscher verwenden werden, dies würde zu einem Flammeninferno führen. Auch Pulver- oder CO2-Löscher sind nicht wirklich geeignet, da ein Wiederaufflammen beim Nachlassen der Löschmittelkonzentration nicht ausgeschlossen werden kann. Und das Pulver verteilt sich im Raum und nimmt Sicht und Luft. Auch der CO2-Löscher hat Nachteile, weil in Innenräumen Erstickungsgefahr droht.
Brandschutzmaßnahmen im Gastronomiebereich
„Besonders in Gastronomieküchen ist eine professionelle Brandvorsorge unumgänglich. Löschdecken und Fettbrandlöscher gehören natürlich zur Brandvorsorge,“ erklärt Kopeinig. Fettbrandfeuerlöscher haben ein spezielles Löschmittel, welches das Fett verseift. Über feine Düsen wird das Löschmittel an die Oberfläche gesprüht und verhindert Rückzündungen. Ob die Brandschutzmaßnahmen ausreichen, kann ein brandschutztechnischer Sachverständiger prüfen und beurteilen. Hilfestellung bieten weiters die externen Brandschutzbeauftragten von Fire-Protect. Experte Rüdiger Kopeinig von der FP Fire-Protect GmbH weiß, welche Maßnahmen nötig, richtig und wichtig sind.
Erschienen auf 5min.at